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App_Feldbotanik

App "Feldbotanik"

Zum Buch "Grundlagen der Feldbotanik" wurde schon vor Monaten eine App zum Lernen der in den Zertifikaten enthaltenen Arten angekündigt. Seit kurzem ist die App nun verfügbar (Kosten Fr. 25.–). Autorin ist wie beim Buch Rita Lüder, vertrieben wird die App durch den Haupt Verlag Bern. Selbstverständlich haben wir die App gekauft und getestet, hier unsere Einschätzung:

  • Die App arbeitet mit vielen Pflanzenphotos (mindestens 4 pro Art). Selbstverständlich sind die Bilder der Flora Helvetica eingebunden, dann auch viele Bilder von Beat Bäumler und Rita Lüder. Wo keine oder zu wenige Bilder zur Verfügung standen, wurden Bilder aus Wikimedia verwendet. Die Qualität der Bilder ist meist sehr gut. Oft werden aber auch sehr ähnliche Bilder gezeigt (Quantität scheint ein wichtiges Kriterium zu sein), und Bilder mit den für die Arterkennung relevanten Merkmalen sind rar. Da die Bilder nicht gewichtet werden, sind es eher zu viele Bilder.

  • Im Arten-Trainer stehen 2 Fragemodule zur Verfügung:
    • Multiple-Choice: Es werden jeweils die Namen von (meist) ähnlichen Arten zur Auswahl angeboten. Durch Klick muss man sich für eine dieser Arten entscheiden. Die angebotene kleine Artenauswahl schränkt den eigenen Lern- und Prüfprozess stark ein, der Lerneffekt ist klein
    • Antwort-Eingabe: Im Eingabefeld soll der Name der gezeigten Art eingetippt werden. Dabei zeigen sich 2 Schwierigkeiten:
      • Ab dem ersten getippten Buchstaben erscheint eine Liste aller aufgrund des getippten Textes noch möglichen Arten; die Liste wird mit jedem getippten Buchstaben kleiner. Zum Abschliessen der Frage muss eine Art in der Liste ausgewählt werden.
      • Sobald der erste Buchstabe getippt wird, sind die Bilder nicht mehr sichtbar; ein Hin-und-Her zwischen Bildern und Eingabe ist nicht möglich.
    • Fazit: Die beiden Module unterscheiden sich in der Lernstrategie kaum, auch das Fragemodul "Antwort-Eingabe" ist eigentlich ein Multiple Choice. Das eigenständige Schreiben des ganzen Namens (ein wichtiger Lern- und Prüfvorgang) und ein unabhängiges Überprüfen des eigenen Wissens ist somit nicht möglich, was die Lernwirksamkeit stark einschränkt.

  • Die Abfolge der gezeigten Arten basiert auf einem Algorithmus. Eine gezeigte Art kann in der gleichen Session schon bald wieder und auch mehrere Male auftauchen, unabhängig davon, ob sie nun erkannt oder nicht erkannt wurde. Da der Algorithmus nicht beeinflussbar ist und keine Informationen zur Zahl der gezeigten Arten gibt, wissen Nutzer nicht, wieviel der möglichen Arten sie gesehen haben resp. ob ihnen alle Arten wenigstens einmal gezeigt wurden.

  • Bei den einzelnen Arten können ihre Merkmale nachgelesen werden. Dass dabei auf die Beschreibungen in der Flora Helvetica zurückgegriffen wird, ist verständlich. Da diese Daten unbearbeitet übernommen wurden, sind sie aber nicht diskriminierend, die Nutzer können daraus nicht ableiten, welche Merkmale für ihren Lernstoff relevant sind.

  • Unter Hintergrundwissen können die für die Zertifikate zu lernenden Familien und Gattungen aufgerufen werden. Die dabei angebotenen Zusammenstellungen wurden unbearbeitet aus dem Buch "Grundlagen der Feldbotanik" übernommen, inkl. der darin enthaltenen Inkonsequenzen, Unterlassungen und Fehler (siehe auch Kommentar zu diesem Buch).

  • Unter Bestimmen wird ein Multikriterienschlüssel angeboten (alle Merkmale als Icons). Nach Abschluss des Bestimmungsvorgangs wird eine Liste der potentiellen Arten mit Bild angeboten (Multiple Choice). Damit muss dann die Art zu Ende bestimmt werden. Das ist eher ein nettes Ratespiel als ein wirkliches Bestimmen.

  • Selbstverständlich darf in einer solchen App die vergleichende Statistik nicht fehlen. Wenn man will (netterweise kann man es auch deaktivieren!), dann kann man sich mit anderen Nutzern im Internet messen.

  • Die App umfasst die über 700 Arten, die in den Listen der schweizerischen Zertifkate resp. den deutschen Botanikmodulen enthalten sind. Zum Lernen kann der Stoff auf die einzelnen Listen eingeschränkt werden (CH-200, CH-400, CH-600, DE-200, DE-400). Leider steht für besonders interessierte und motivierte Nutzer keine Gesamtliste aller vorhandenen Arten zur Verfügung.



Fazit
Die App ist schön gemacht, es hat viele gute Pflanzenbilder. Leider sind die Zusammenstellungen der Gattungs- und Familenmarkmale oft unvollständig und nicht aufeinander abgestimmt oder enthalten sogar Fehler. Da beide Lernmodule auf Multiple Choice basieren, ist der Lerneffekt klein. Die App kann deshalb als Lernwerkzeug nicht empfohlen werden. Hingegen können die Tools zur Repetition des Stoffes oder einfach als Augenweide verwendet werden.


Dieser mein Text ist auch auf berglink.de zu lesen.